Als eine „Gebarde, die die Grenze betrifft“ (Michel Foucault) sensibilisiert uns jede Transgression bzw. Grenzuberschreitung fiir eben diese Grenze als ein Stocken, bei dem sich ein Nicht-Mehr und ein Noch-Nicht einstellt. Daraus ergeben sich folgende Effekte - eine Aufhebung der chronologischen und kontinuierlichen Vorstellung von Zeit sowie die Entstehung eines nicht hierarchisierten Raums. Jenseits des Diktats etablierter raumlicher und zeitlicher Ordnungen entsteht ein Freiraum zur Heraus-bildung von Hybriditat, die eine Revision der eigenen gesellschaftlichen Muster und Identitaten in Gang setzt. Dies hat zur Folge, dass jede Transgression notwendig eine Destabilisierung festgefiugter Systeme herbeiflihrt und kulturelle Muster untergrabt. Anhand von vier Ubertretungs-Poetiken - der Bodo Kichhoffs, Ulrike Draesners, Thomas Hettches und Christoph Peters’ untersucht vorliegende Studie ein breit ge-fachertes Spektrum von Transgressionen - sowohl kultursoziologischer und krimino-logischer Art (als Ubertretung von gesellschaftlichen Normen und Regeln bzw. als Begehen verschiedener Verbrechen) als auch kulturanthropologischer (als Uber-schreitung von kulturell konstruierten Grenzen) und gattungsasthetischer Art (als Uberschreitung von Gattungs- bzw. Genregrenzen sowie als Intermedialitat).